Beobachten









Inhaltsverzeichnis

1 | Beobachten 3

1.1 |Begründung 3

1.2 |Was ist Beobachten 3

1.3 |Wie geht Beobachten? 3

1.4 |Beobachtungsfehler 4

1.5 |Diagnose- und Beurteilungskonzepte 4

1.6 |Beobachten anleiten 5

1.7 |Hilfsmittel 5



Beobachten

Kurzreferat 09.05.07 DB FSL

1 | Beobachten

1.1 |Begründung

Es geht um ein tieferes Verständnis von Lernprozessen, dabei sind deutsche Lehrerinnen und Lehrer, so scheint es, bei weitem nicht so kompetent, wie es ihre Professionalität eigentlich verlangt.

Eine Entwicklung von Kompetenz zum Beobachten ist kaum im Blick in der Lehrerausbildung, weder in der Hochschule, noch in der Praxis.

Individuelle Beratung und Förderung


Aktuelle Bildungspläne gehen davon aus, dass Beobachten ein Kennzeichen unterrichtlichen und schulischen Handelns ist.

Lehrerinnen und Lehrer müssen deshalb unter Verzicht auf selektive diagnostische Instrumente zugunsten von individueller Beratung und Förderung beobachten, analysieren und schlussfolgern lernen.

1.2 |Was ist Beobachten

Beobachten ist eine menschliche Fähigkeit zur zielgerichteten visuellen Wahrnehmung, ergänzt um andere Sinneseindrücke und die assoziative, gedankliche und emotionale Verarbeitung derselben.1

1.3 |Wie geht Beobachten?

Beobachtungen und Handlungen in der pädagogischen Praxis dürfen nicht willkürlich und von Stimmungen geleitet erfolgen. Sie müssen kontrolliert werden, denn zu bedeutsam können die Konsequenzen von Beobachtungen für die Schüler sein.

Subjektive Theorien sind bewusste oder unbewusste Kognitionen der Selbst- und Weltsicht und der damit verbundenen Emotionen, Motivationen und Volitionen. Sie entstehen und bewähren sich im unreduzierten Lebens- und Berufsalltag. Da sie sich im Alltag bewähren, wird ihnen Gültigkeit zugeschrieben.

Nicht bewerten und beurteilen!


Achtung! Beobachten im schulischen Bereich verbindet sich häufig mit Bewerten und Beurteilen.

Ziel ist der förderorientierte Blick


Geboten ist der ressourcen- und förderorientierte Blick von Professionellen, der Möglichkeiten von Kindern und ihren sozialen Netzwerken innerhalb und außerhalb von Schule sieht, nutzt und erweitert.


1.4 |Beobachtungsfehler

Auswahl der Beobachtungssituation, einschränkende oder einseitige Wahrnehmung, Gedächtnisprobleme und Erinnerungseffekte, Beobachtungseffekte aufgrund gewisser Erwartungshaltungen (Sympathie, Antipathie, Vorurteile, Primacy-Effekt / „Erster Eindruck“, Halo-Effekt, Pygmalioneffekt), Projektionen, Stereotypen und Mildeeffekte im Beobachtungsvorgang, Fehlattribution, Tendenz zur konsistenten Darstellung, zur sozial erwünschten Antwort, zur unkritischen Zustimmung oder zur unkritischen Ablehnung, Vermischen von Beobachtung und Bewertung.

1.5 |Wahrnehmungsfehler

Schauen Sie sich die geometrische Zeichnung an. Wie viele Dreiecke sehen Sie?


Abbildung 1: Dreiecke



Wahrscheinlich sehen Sie zwei Dreiecke: ein schwarz umrandetes und ein weißes Dreieck, das darüber liegt. Doch streng genommen hat das weiße Dreieck gar keine Konturen. Auf einer frühen Verarbeitungsstufe reagiert unser Gehirn allerdings bereits auf angedeutete Konturen und setzt diese dann nach dem so genannten „Gesetz der guten Fortführung“ zusammen. Das bedeutet: die einfachste bzw. bekannteste Figur, die passend sein könnte, wird entsprechend ergänzt. Unter Umständen sehen wir dadurch Objekte, die in Wirklichkeit gar nicht vorhanden sind.

1.6 |Kippbilder


Abbildung 2: Frau und Schwiegermutter



Was zeigt diese Zeichnung? Eine junge Frau oder eine alte Dame? Das Bild „Meine Frau und meine Schwiegermutter“ zeigt tatsächlich zwei Gesichter gleichzeitig. Die junge Frau hat das Gesicht von uns abgewandt. In der Mitte des Bildes sehen wir ihr Ohr, links davon auf gleicher Höhe sind die Augenlider und die Nase angedeutet. Das Ohr der jungen Frau ist gleichzeitig das Auge der alten Dame. Deren Kopf ist insgesamt größer. Sie schaut nach links und hat den Kopf ein wenig gesenkt. Nach einer Weile kann man beide Gesichter ohne Probleme entdecken. Allerdings können wir entweder nur das eine oder das andere sehen. Unsere Wahrnehmung „kippt“ ständig hin und her. Auch mit viel Übung gelingt es nicht, beide Bilder gleichzeitig zu sehen. Der Grund: In unserem Gehirn gibt es einen Alles-oder-Nichts-Effekt. Dabei setzt sich immer ein Reiz oder eine Interpretation durch und unterdrückt alle anderen, selbst wenn sie möglich sind. Welche Interpretation sich durchsetzt, kann aber immer wieder wechseln. © Journal of Psychology 42 (1930)

1.7 |Diagnose- und Beurteilungskonzepte

Der individualisierende Ansatz: „die Ursachen einer Lern- oder Verhaltensauffälligkeit werden im Betroffenen selbst bzw. als lineare Folge einer Umweltgegebenheit“2 gesehen. Die Auffälligkeiten werden klassifiziert, kategorisiert und etikettiert ( als hoch begabt, lernbehindert, verhaltensgestört, hyperaktiv, lese-rechtschreibschwach usw. ). Diagnose, Verhaltenszuschreibungen, Vorhersage der vermutlichen weiteren Entwicklung interessieren weit mehr als die Ableitung von Förderkonsequenzen“ (ebd.)

Systemischen Ansatz erwünscht


Bei einem ökologisch-systemischen Ansatz wird im Anschluss an Bronfenbrenner (1981) von einem komplexen sozialen System ausgegangen, in das „der Einzelne mit seiner Lebenswelt in vielfältigen Wechselwirkungsprozessen eingebunden ist. Der Einzelne wird nicht mehr als Symptomträger gesehen, dessen isoliert definiertes abweichendes Verhalten es zu beweisen gilt, sondern mit dem Gesamtset seiner Fähigkeiten und Möglichkeiten in seinem lebensweltlichen Kontext, auch unter Einbezug des Diagnostikers bzw. Erziehers / Therapeuten. Abweichendes Verhalten gilt hier zunächst als durchaus sinnvolle Antwort in einem bestimmten System von Werten, Normen, Regeln und Ritualen, Prävention hat den Vorrang vor Reparatur, Diagnostik und Förderung stehen in einem Wechselwirkungsverhältnis“ (ebd. Köck)

1.8 |Beobachten anleiten

Professionelle Entwicklung von Lehrern vollzieht sich in folgenden Stufen (nach Dreyfus und Dreyfus (19869 und Koch-Priewe (2002)3

Ziel ist systematisches Beobachten


Wenn Beobachten nicht im Curriculum verankert ist, bleibt es zufällig und von der Initiative und dem Engagement des Einzelnen abhängig, ob die angehenden Lehrer ihre Wahrnehmung- und Beobachtungsfähigkeit ausdifferenzieren können. Ziel sollte systematisches Beobachten sein.


1.9 |Hilfsmittel

Beobachtungsbögen (Kopien)






1s. Lieselotte Denner: Beobachten – Basis professionellen Lehrerhandelns. In: karlsruher pädagogische beiträge, 2005, H. 62, S. 49-86

2Köck, Peter: Praxis der Beobachtung und Beratung: eine Handreichung für den Erziehungs- und Unterrichtsalltag. Donauwörth: auer 2004

3Koch-Priewe, Barbara: Der routinierte Umgang mit Neuem. Wie die Professionalisierung von Junglehrern und Junglehrerinnen gelingen kann. In: Jahrbuch für Lehrerforschung und Bildungsarbeit. Band 3. Weinheim / München: Juventa 2002, S. 311 -324